Jetzt reicht´s! Dies ist ein Pamphlet der Empörung! Geisteswissenschaftler aller Länder, vereinigt euch.
Es heißt, es herrsche ein Mangel an Akademikern…aber die Geisteswissenschaftler fristen ein stiefmütterliches Dasein.
Nicht nur, dass bereits die Institute der Universitäten unter dem Diktat der Clusterpolitik wirtschaftslastiger Diskurse stehen und somit enormen Einfluss auf die „freie“ Wissenschaft nehmen, nein auch nach dem Examen ist der gemeine Geisteswissenschaftler nicht selten aufgeschmissen.
Es mangele an ökonomischer Kompatibilität, heißt es und Hegel dreht´s im Grabe um.
In Spanien empört sich die Jugend, in Deutschland kuscht sie: schneller, höher, weiter, profitabler…der Zeitgeist hat den Geist besiegt, welcher nun in den Gassen der Vergangenheit dümpelt. Moos statt nous, so sieht es aus.
Wundern tut es einen kaum noch. Darf der postmoderne Geist, der sich selbst dekonstruierte… nun klagen?
Man wirft uns vor, der Geisteswissenschaftler klage nur und ändere nichts. Es gäbe doch Stellen für Absolventen, natürlich nur für diejenigen mit besonders herausragender Leistung, sozialem Engagement, Auslandserfahrung und diversen Praktika auf dem Buckel. Ach ja und bitteschön U25 wenn´s recht ist!?
Volontariate gäben, so liest man, jungen Geisteswissenschaftlern die Chance auf einen Berufseinstieg. Für ein Redaktionsvorlontariat bei einer renommierten Redaktion bekommt der promovierte Absolvent in seinen 18 Monaten neben wertvollen Einblicken ganze 400 Euro im Monat. In der Ausschreibung ausdrücklich verlangt wird –wörtlich- eine gute „Schreibe“, da ein angemessener Schreibstil der Redaktion selbst offenbar abhanden gekommen ist.
Auch das Arbeitsamt verspricht Hilfe. Verschickt Einladungen mit Rechtsbelehrungen, man habe dann und dann zu erscheinen, um über ein Stellenangebot zu sprechen.
Einmal vor Ort dann aber stellt sich heraus, dass nichts dergleichen auf den armen Akademiker wartet. Nein, leider hätte man kein aktuelles Stellenangebot, aber die Mitarbeiter des Arbeitsamts müssten ja auch irgendetwas tun und vor dem eigenen Chef rechtfertigen, dass aktiv gehandelt werde. Da keine Angebote vorlägen, würde eine Scheineinladung versendet.
Wut? Empörung? Verzweiflung?
Die Suchanfrage ausweiten, optimieren, heißt es. Nicht mehr so anspruchsvoll, sondern flexibel sein.
Man erklärt sich bereit. Bekommt Angebote geschickt, die ausdrücklich einen wirtschaftlichen Schwerpunkt verlangen. Ja, die Stelle passe nicht, heißt es auf Nachfrage, aber…man müsse ja auch beweisen, dass man arbeite. Und täglich grüßt das Murmeltier.
Danke! Ich habe genug gehört.
Wieviele Generationen Geisteswissenschaftler sollen noch arglos in ihr Verderben und die Arbeitslosigkeit geschickt werden? Wieviele Absolventen sollen noch aus Verzweiflung promovieren?
Ist das der neue Übermensch? Die oberste Stufe auf der Perfektibilitätsleiter der Menschheit?
„Welch erbärmlich Grauen fasst Übermenschen dich!“ schallt Goethe in meinen Ohren!
Geisteswissenschaftler aller Länder, vereinigt euch!
Sonntag, 3. Juli 2011
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Hihi, ich musste erst mal googeln, was ein Pamphlet ist *lach*. Ja es ist wirklich traurig, was hier so passiert. Vor allem werden wir Deutschen immer mehr dahin erzogen, unseren Mund zu halten, uns anzupassen u. andere für uns denken zu lassen. Bequem für die Regierung, traurig für uns.
AntwortenLöschenEcht gut geschrieben.
Gruß Gabriele