Sonntag, 3. Juli 2011

Gemeinung

Wieso lehrte man mich Meinungen zu bilden, wenn sie zu vertreten heißt, andere zu verletzen? Wieso lehrte man mich das nicht, vom Tag meiner Geburt?
Still, schweig!

Nonkonformität ist gefährlich dieser Tage. Schweig, still oder doch nicht?

Wieso heißt Meinung vertreten Menschen beleidigen oder kränken?
Wieso lehrte man mich das nicht in den Hörsälen der „Großen“?
Aber ist Meinung verschweigen nicht letztlich das größere Übel?

Die barmherzige Seele zu spielen war nur etwas für die, die Angst hatten, im Leben Stellung zu beziehen. Es ist immer einfacher, an die eigene Güte zu glauben, als den anderen die Stirn zu bieten und für die eigenen Rechte zu kämpfen. Es ist immer einfacher, eine Beleidigung stillschweigend hinzunehmen, als den Mut aufzubringen, gegen jemand Stärkeren zu kämpfen.
- Paulo Coelho-


Wieso beinhaltet Diskussion im Internet keine Zwiesprache mehr mit sich selbst??
Man sagt, dies sei nicht das Leben, aber wieso bestimmt es so viel?
Wieso maßt es sich an, diesen Raum einzunehmen?
Wieso bedeutet der Einsatz gegen empfundene Ungerechtigkeit die Saat neuer empfundener Ungerechtigkeit?

Wo führt das hin? Wo führen wir uns hin?
Von was führt es weg?
Ich meine, ist das so? Muss das so?

Die Hälfte von dem was ich sage, nein, die Hälfte von dem was ich schreibe ist nicht einmal ein Viertel von dem, was ein anderer verstehen will, wenn er will. Was er sich nimmt von dem, was ich schreibe oder nicht schreibe, was ich zeige oder nicht zeige, steht in seiner Macht, die er gleichzeitig über mich hat, obwohl er mich nicht kennt.

Es ist nicht das wahre Leben, lehrt man mich, aber der gleiche Wind weht auch jenseits des geschriebenen Wortes.

Why didn´t they tell me, the day I was born?

Wieso ist es dieser Tage so wichtig klarzustellen, darzustellen, etwas zu scheinen, anstatt einfach zu sein?
Wieso kann man machen was man will und es reicht niemals aus?
Wieso lehrte man mich nie, lieber nichts zu erwarten?

Wieso lehrt man uns diese Dinge nicht, bevor wir genauso verbittern?


Der einfache Wunsch, etwas miteinander zu teilen, führte dazu, dass wir in die Welt der Sprache ohne Worte eintauchten, in der immer alles klar ist und nicht die geringste Gefahr besteht, missverstanden zu werden. -Paulo Coelho-

2 Kommentare:

  1. Oh man, mir raucht der Kopf. Wo soll ich anfangen zu antworten? Denn ich habe auch eine Meinung, die ich auch vertrete, egal, was andere sagen *lach*. Ja, ich lache, denn das Leben ist zu ernst, um dass man es mit Negativität füllt, die man nicht mehr aus der Lebensschüssel rausbekommt, na ja, schwer rausbekommt u. Gefahr läuft, dass man darin ertrinkt.

    Aber, ist es nicht besser, sich eine Meinung zu bilden, auch wenn sie andere eventuell verletzt, als gar keine Meinung zu haben oder seine Meinung anderer Meinung anzupassen?

    Das kann einem niemand lehren, eine Meinung zu vertreten, ohne irgend jemanden zu verletzen, denn einer ist immer dabei, dem das aufstößt, der es nicht versteht oder in den falschen Hals bekommt. Da unsere deutsche Sprache immer mehr verhunzt, reden die Menschen sowieso immer mehr aneinander vorbei u. es kommt zu Missverständnissen. Oder sie hören nur mit halben Ohr hin ... . Und wenn ich mir die Jugendsprache so anhöre, verstehe ich gar nichts mehr. Muss man noch mehr sagen?

    Das mit der Ungerechtigkeit, die die nächste schürt, liegt in unserer Natur. Vielleicht steigern wir uns auch nur zu sehr in unsere Ansicht "das ist ungerecht" rein ... !?

    Mach dir nicht so viele Gedanken, lebe so, wie DU es für richtig hälst. Ich sage immer: "Das was du nicht willst, das man dir antut, das füg auch keinem anderen zu." Lächle jeden Tag, denke dir deinen Teil, bewahre deine Meinung, versuche die Dinge, egal wie, positiv zu sehen u. es wird dir gut gehen.

    Puuh, so viel habe ich ja noch nie kommentiert *grins*.

    Wünsche dir ein schönes Wochenende
    Gruß Gabriele

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  2. Liebe Gabriele,
    danke für deinen langen Kommentar. Ich war eine Weile nicht da und sehe ihn jetzt erst.
    Ja, du hast Recht. Man sollte sich nicht immer zu viele Gedanken machen, aber manchmal kommt man nicht umhin ;)

    Mich interessiert einfach sehr, wie Sprache wirkt. Wie Geschriebenes ankommt und welches Bild sich Menschen dadurch von einem machen.

    Wittgenstein war der Überzeugung, dass Sprache die Wirklichkeit abbildet, aber das funktioniert nur innerhalb einer bestimmten Lebensform, in der die entsprechenden Regeln festgelegt sind. Vielleicht ist ja das Problem heutzutage, dass durch das Internet und den Verfall der Sprache dieser Lebensraum immer mehr verschwimmt.

    Liebe Grüße und nochmals DANKE für deinen Beitrag,
    Alisa

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